Gesundes Führen – Gesund und motiviert Unternehmensziele erreichen!
Gastbeitrag von Sabine Machowski
Gesundes Führen ist in Zeiten des Fachkräftemangels wichtiger denn je.
Gesundes Führen sorgt für leistungsfähige Führungskräfte und Mitarbeiter, die die Basis für ein zukunftsfähiges und erfolgreiches Unternehmen bilden. Hierbei spielen jedoch die Führungskräfte eine entscheidende Rolle: Sie können einerseits belastende Anforderungen managen, für entsprechenden Ausgleich und ein gesundes Betriebsklima sorgen. Erfahre in diesem Beitrag, wie du als Führungskraft selbst langfristig gesund und leistungsfähig bleibst und wie sich dein Führungsverhalten auf die Gesundheit deines Teams auswirkt. So erreichst du mit einem motivierten und gesunden Team die Unternehmensziele.
Warum ist gesundes Führen so wichtig?
Häufig höre ich von meinen Klienten: „Dafür habe ich nicht auch noch Zeit!“
Nun erst einmal kostet gesundes Führen oftmals keine extra Zeit und zweitens überleg mal, wie viel Zeit und zusätzlichen Stress es dich kostet, wenn ab morgen zwei deiner Leistungsträger im Team nicht mehr zur Arbeit kommen?
Durch meine jahrelange Tätigkeit als Diplom-Psychologin und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität im Forschungsfeld Gesundheit und Stress am Arbeitsplatz sowie als systemischer Coach, Beraterin und Trainerin in Unternehmen und mit privaten Klienten habe ich einen Einblick in die möglichen Erkrankungen und Belastungen von Mitarbeitern aufgrund von zu hohem und zu langem Stress bei der Arbeit gewonnen. Deshalb ist mir das Thema gesundes Führen so wichtig.
Sich selbst und seine Mitarbeiter gesund führen
Gesundes Führen – was heißt das überhaupt?
In meinen Trainings frage ich immer: Was tun Sie schon für Ihre Gesundheit? Was tun Sie schon für die Gesundheit Ihrer Mitarbeiter? Nimm Dir doch kurz Zeit, diese Fragen zu beantworten.
Und genau, es geht als erstes darum, bei sich selbst anzufangen und für sich selbst zu sorgen. Erst dann kannst Du als Führungskraft auch entsprechend bei Deinen Mitarbeitern durch gesundheitsgerechte Führung für Wohlbefinden, Zufriedenheit, Glück und letztendlich Erfolg bei der Arbeit sorgen.
Um meine Mitarbeiter zu einem gesunden Verhalten anzuregen, ist es erst einmal wichtig, dass ich selbst das auch vorlebe. Oder wie empfindest Du es, wenn Du von Deinem Chef immer am späten Abend oder am Wochenende Emails, ggf. sogar mit ganz dringenden Arbeitsaufträgen erhältst? Und umgekehrt heißt es dann, dass abends und am Wochenende keine Emails gelesen und geschrieben werden sollen. Doch gleich genauer.
Sich selbst als Führungskraft gesund führen
Ich möchte also erst einmal bei Dir anfangen. Was kannst Du für Dich als Führungskraft oder Unternehmensinhaber gutes für Deine Gesundheit und Dein Wohlbefinden tun? Hier habe ich vor allem ein paar Fragen zur Reflexion mitgebracht:
- Wie geht es Dir im Moment?
- Wie sieht Deine Selbstfürsorge im Moment aus? Was tust Du für Dich?
- Wie sieht Deine Lebensbalance aktuell aus? Womit beschäftigst Du Dich aktuell wie viel? Was davon tut Dir gut und spendet Dir Energie, was davon raubt Dir Energie? Wie sähe Deine optimale Lebensbalance aus? Wo möchtest Du hinkommen?
- Wie steht es im Moment um Dein Stresslevel? Welche möglichen Symptome erkennst Du bei Dir? Beispielsweise Anspannung, Rückenschmerzen, Grübeln, schlechte Laune, Unruhe oder Zähneknirschen. Genaueres hierüber kannst Du in meinem Blogbeitrag „Woran Sie erkennen, dass Erholung bitter nötig ist“
Vielleicht fällt es Dir auch gar nicht so leicht, Deinen aktuellen Stresslevel zu erspüren. Hier kann eine kleine Achtsamkeitsübung helfen. Nimm Dir einen Augenblick Zeit und Ruhe. Atme in Ruhe ein und aus. Dann spüre in Dich hinein und versuche wahrzunehmen, wie es Dir gerade in diesem Moment geht. Beobachte neugierig, was Dir auffällt, was im Moment anders als sonst ist. Es wird Dir gut tun, dies regelmäßig zu praktizieren.
Neben einer Bestandsaufnahme, die immer wieder sehr wichtig ist, möchte ich Dir einige Anregungen mitgeben, was Du als Führungskraft für Dich und Deine Gesundheit tun kannst.
Tipps für Selbstfürsorge im Führungs-Alltag
Verschiedene Strategien können Dir helfen, Dich präventiv vor Stresserleben zu schützen oder erlebten Stress erfolgreich zu bewältigen. Hierzu zählen:
Regelmäßige Erholungspausen machen
Generell, aber gerade wenn viel los ist, dann ist es wichtig, kleine Erholungspausen in den Berufsalltag einzubauen. Auch wenn Du denkst, Du hättest keine Zeit. Unter dem Strich wirken sich kleine Pausen sowie eine erholsame Mittagspause förderlich aus – auf Deine Gesundheit und am Ende auch auf Deine Arbeitsleistung.
- Unterbreche Deine Arbeit regelmäßig, z.B. um etwas zu trinken oder eine kleine Entspannungsübung zu machen oder Dich etwas zu bewegen, halte einen kleinen Smalltalk mit einem Kollegen oder Mitarbeiter.
- Eine regelmäßige kleine Atemübung kann Dein Stresslevel enorm reduzieren. Und Du bist danach viel konzentrierter und fokussierter.
- Außerdem ist es auch wichtig, regelmäßig und in Ruhe zu Mittag zu essen.
Für Abstand und Ausgleich sorgen
Wie kannst Du am besten Abstand von der Arbeit und Deinen Führungsaufgaben gewinnen?
- Rituale können helfen, wie bewusst die Bürotür schließen, einen Tee beim Ankommen zuhause trinken, abends zuerst duschen.
- Außerdem hilft es enorm, abends und am Wochenende keine Emails zu lesen und zu schreiben und andere Arbeit hier möglichst zu reduzieren. Falls Du den Handlungsspielraum dafür hast, dann achte darauf.
- Welchen Ausgleich zur Arbeit hast Du? Hast Du ein Hobby, ein besonderes Interesse oder machst Du gerne Sport? Es ist wichtig, auch etwas anderem Bedeutsamkeit zu geben.
Schlafqualität verbessern
Viele Menschen und natürlich auch zahlreiche Führungskräfte berichten von Schlafschwierigkeiten. Das hängt oft damit zusammen, dass sie tagsüber sehr stark eingebunden sind in berufliche Themen. Abends kommen sie dann ins Grübeln und können nicht loslassen. Aber es gibt auch einige Menschen – auch mit viel Verantwortung –, die gut abschalten und schlafen können.
Neben den obigen Ideen für Abstand und Ausgleich können Dir auch folgende Strategien zu besserem Schlaf helfen:
- Rede am Abend vor allem über positive Dinge reden mit Deinem Partner/in und Familie.
- Notiere Dir Deine positiven und glücklichen Momente des Tages in einem Notizbuch.
- Mache vor dem Schlafen eine kleine Entspannungs- und Achtsamkeitsübung.
Loslassen und Nein-Sagen
Weit verbreitet ist auch das Phänomen des Ja-Sagens und Annehmen von neuen Aufgaben ohne das Loslassen von alten Aufgaben. Dadurch entsteht leicht das Dilemma von einer Vielzahl an Verpflichtungen, damit verbundenen Zeitdruck und fehlender Zeit für das Wesentliche bis hin zu ständigem Stresserleben. Doch gerade als Führungskraft ist es wichtig, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, Loslassen und Nein-Sagen vorzuleben und ausreichend Zeit für eine gute, mitarbeiterorientierte und gesunde Führung zu haben.
Hier ein paar Tipps zum erfolgreichen Umsetzen:
- Akzeptiere, dass Du nicht alles erreichen oder ändern kannst
- Relativiere Deine Ansprüche und erlebe mehr Erfolge durch realistische Einschätzungen und Bewertungen
- Achte auf Deine Grenzen – und sage bei Bedarf Nein.
Noch mehr hierüber kannst Du in meinem Blogbeitrag „6 Gründe, warum das Loslassen so wichtig ist für ein gesundes Wohlbefinden“ erfahren.
Wie führe ich meine Mitarbeiter gesund?
Kommen wir nun zur eigentlichen Mitarbeiterführung. Also dem zweiten wichtigen Schritt für gesundes Führen. Wie kann ich meine Mitarbeiter gesund führen? Hier berufe ich mich immer auf die 6 Dimensionen von Ann Katrin Matyssek:
1) Stressbewältigung, Belastungsabbau, Ressourcenaufbau
Ich höre immer wieder von meinen Klienten und Trainingsteilnehmern, dass sie Wertschätzung und Lob bei der Arbeit vermissen, gerade von ihren Führungskräften. In der heutigen Zeit, in der wir eine immer höhere Arbeitsverdichtung und dadurch oftmals hohen Zeitdruck und Leistungsdruck bei der Arbeit erleben, also mögliche Stressauslöser immer größer werden, ist es um so wichtiger, die Ressourcen zu stärken. Denn Ressourcen können uns im Berufsalltag helfen, indem sie uns direkt gut tun, wir durch sie besser mit Stress umgehen können und sie manche Auswirkung durch die Stressauslöser reduzieren.
Und Du bist eine wichtige Ressource für Deine Mitarbeiter. Damit das auch so bleibt und Du nicht am Ende zu einem Stressauslöser wirst, ist es wichtig darauf zu achten, wie es Deinen Mitarbeitern gerade geht und was sie benötigen, um gut und erfolgreich arbeiten zu können.
Hilfreich kann hier sein:
- Achte auf Dein eigenes Befinden und Deine eigene Stressbewältigung, damit Du Deine Mitarbeiter nicht mit Deinem Stress ansteckst.
- Wenn Mitarbeiter gestresst sind, dann gebe ihnen soziale Unterstützung.
- Erinnern sie in schwierigen Situationen an Erfolge.
2) Anerkennung, Lob, Wertschätzung
Kennst Du den Spruch „Nicht geschimpft ist genug gelobt“? Dies wird leider in vielen Unternehmen so gehandhabt. Die Führungskraft kommt nur dann, wenn es einen neuen Auftrag gibt oder etwas nicht gut gelaufen ist. Viele Mitarbeiter leiden darunter, dass sie wenig Rückmeldung zu ihrer Arbeit und ihrer Person bekommen und nur die Zahlen zählen, und verlieren ihre Freude an der Arbeit. Dabei tut es uns doch allen gut, wenn uns Anerkennung entgegen gebracht wird, durch Lob oder durch Wertschätzung. Sicher auch Dir. Vielleicht wünschst Du Dir auch manchmal mehr Anerkennung.
Anerkennung zu zeigen ist gar nicht so schwer. Hier ein paar Ideen:
- Sage Deinen Mitarbeitern persönlich regelmäßig, was Dir jeweils gut gefällt, an der Person generell, an der Arbeit und an dieser einen Aufgabenerledigung, was Du an ihm schätzt und besonders findest.
- Bedanke Dich für den konkreten Einsatz: „Vielen Dank für Ihren tollen Einsatz in der Sache …“
- Beziehe Deine Mitarbeiter in Deine Entscheidungen ein, zeige so Dein Vertrauen und Deine Wertschätzung.
3) Interesse, Aufmerksamkeit, Kontakt
Einige Mitarbeiter kennen ihre Führungskraft kaum und fühlen sich nicht „gesehen“. Überlege einmal, was Dich persönlich in der Rolle als Mitarbeiter gefreut hat oder freut?
Interesse zu bekunden, Aufmerksamkeit zu zeigen und im Kontakt zu sein ist gar nicht so schwer …
- Etwas ganz einfaches, wenn Du nicht zu viele Mitarbeiter hast: Merke Dir die Namen und begrüße Deine Mitarbeiter mit Namen und lächle sie dabei an.
- Merke Dir etwas Persönliches von Deinem Mitarbeiter und spreche ihn darauf an, z.B. „Wie geht es Ihrem Sohn? Gefällt es ihm in der Kita?“, „Wie war Ihr Urlaub in Spanien?“ oder „Geht es Ihrem Vater wieder besser?“.
- Etabliere eine Kurzbesprechung einmal wöchentlich, in denen Du Deine Mitarbeiter informierst, sie aber vor allem kurz von sich und ihren aktuellen Themen berichten können
4) Transparenz, Offenheit, Durchschaubarkeit
Unklarheit und fehlende Informationen erzeugen oft Unsicherheit, vor allem in Zeiten des Wandels oder großem Druck, aber auch in Phasen mit schlechter Auftragslage. Transparenz kann helfen, Unsicherheit und Ängste bei Deinen Mitarbeitern abzubauen.
Hier ein paar Tipps für eine transparente Information und Kommunikation:
- Kommuniziere offen und berichte, was gerade los ist, wie der aktuelle Stand ist, wie Deine eigene Position hier ist.
- Auch Du kannst mal einen Fehler machen. Es zeugt von Größe, wenn Du dies ehrlich zugibst. Fehler machen ist menschlich. So trauen sich auch Deine Mitarbeiter, Fehler zuzugeben und gemeinsam mit Dir nach einer guten Lösung zu suchen.
- Erzähle auch etwas Persönliches von Dir.
5) Stimmung, Betriebsklima
Je besser das Betriebsklima ist, desto weniger Mitarbeiter haben Rückenschmerzen. Das Du mit Deiner Stimmung das Klima in Deinem Team beeinflussen kannst, ist klar. Auch hier wieder ein paar Fragen für Dich zur eigenen Reflexion: Wie kann ich meine eigene Stimmung verbessern? Was ist hilfreich und erfolgreich, wenn jemand anderes mit schlechter Laune die Stimmung im Team vermiest?
Hier ein paar Ideen zum Gestalten eines positiven Klimas in Deinem Team:
- Achte als erstes auf Deine Stimmung, indem Du schon morgens für eine gute Laune sorgst.
- Beachte Deine Körperhaltung! Indem Du Dich aufrichtest, kannst Du Deine Stimmung verbessern.
- Lache möglichst mit allen Mitarbeitern, damit sich alle gerecht behandelt fühlen.
6) Gesprächsführung, Einbeziehen
Als letztes geht es darum, wie Du gesund kommunizierst und Deine Mitarbeiter auch richtig einbeziehst. So sollte jede Kommunikation mit einem Mitarbeiter dessen Selbstwertgefühl stärken statt schwächen. Eine Gesprächsführung ist dann gesund, wenn sie ressourcenorientiert ist. Versuche die verborgenen Schätze in Deinen Mitarbeitern zu heben, so dass sie sich mit all ihren Stärken im Unternehmen entfalten können. Dazu gehört auch, dass Du aufmerksam bist und versuchst zu erkennen, wenn Deine Mitarbeiter überlastet sind. Mögliche Signale hast Du in meinem verlinkten Blogartikel kennengelernt.
Hier einige Tipps zur gesunden Kommunikation:
- Überlege immer wieder: Welche Stärken hat welcher Mitarbeiter? Kann er diese auf der jetzigen Stelle auch einbringen?
- Ermuntere Deine Mitarbeiter, eigene Ideen zu entwickeln und zu äußern.
- Stelle Leistungen Deines Teams auch als solche heraus, aber Fehler des Teams als Deine Fehler.
Das waren heute sehr viele Anregungen, wie Du Dich selbst und Deine Mitarbeiter gesund führen kannst. Und ja, manche dieser Vorschläge sind nicht so leicht oder nicht immer im Berufsalltag umzusetzen. Das macht aber nichts. Dann suche Dir für den Anfang diejenigen aus, die für Dich und Deine Mitarbeiter in Deinem speziellen Unternehmensumfeld möglich und realistisch sind. Und beginne im Kleinen etwas zu verändern! Deine Gesundheit wie auch die Deiner Mitarbeiter werden es Dir danken!
Hier abschließend ein paar der obigen Ideen, wo Du anfangen kannst, Dein eigenes Verhalten und somit Dein Vorleben für Deine Mitarbeiter hinzu einem gesunden Verhalten zu ändern:
- Versende spät abends und am Wochenende keine Email.
- Führe spät abends und am Wochenende keine geschäftlichen Telefonate.
- Mache regelmäßig eine kleine Erholungspause und motiviere Deine Mitarbeiter auch dazu.
- Grüße Deine Mitarbeiter, wenn Du auf die Arbeit kommst.
- Lobe Deine Mitarbeiter regelmäßig.
- Frage Deine Mitarbeiter interessiert, wie es ihnen geht.
Nun wünsche ich Dir viel Freude und Erfolg durch gesundes Führen!
Herzlichst
Sabine Machowski
Über die Autorin
Sabine Machowski arbeitet als systemischer Coach, Beraterin und Trainerin seit vielen Jahren im Bereich des betrieblichen Gesundheitsmanagements im Auftrag von Unternehmen und privaten Klienten sowie begleitend als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Arbeits- und Organisationspsychologie in Frankfurt. Themenschwerpunkte ihrer Arbeit sind Stressbewältigung und Burnout-Prophylaxe, Ressourcenaufbau, Steigerung des Wohlbefindens und Gesundheit bei der Arbeit sowie Potentialnutzung von Mitarbeitern durch einen Ressourcenfokus.
Infos zu ihr und ihrer Arbeit findest Du auf ihrer Seite
und ihrem Blog
http://ressourcenfokus.de/blog/
wie auch bei Facebook unter
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